Freitag, 21. September 2012

Kritik zu: "Der Diktator"


DVD-Start:

Verleih: 20.09.2012
Verkauf: 20.09.2012

EXTRAS:

Gelöschte und erweiterte Szenen; Interview mit Larry King

REGIE:

Larry Charles ("Brüno")

CAST: 

Sacha Baron Cohen ("Borat"), Megan Fox ("Transformers"), Anna Faris ("Der perfekte Ex"), Ben Kingsley ("Hugo Cabret"), John C. Reilly ("Walk Hard"), Bobby Lee ("Hard Breakers")

INHALT:

Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Barack Obama, Premierminister David Cameron und viele andere Staatschefs eint dasselbe Ziel: Sie wollen endgültig den Kampf gegen Diktatoren und Terroristen gewinnen. Mit Saddam Hussein, Osama Bin Laden und Muammar al-Gaddafi sind ihnen bereits dicke Fische ins Netz gegangen. Doch dem grausamsten aller DIktatoren konnten sie noch nicht das Handwerk legen: General Aladeen (Sacha Baron Cohen). Der Diktator von Wadiya hält nichts von Menschenrechten und nennt die USA nur "den Geburtsort von Aids". Eine 14-stündige Rede vor den Vereinten Nationen will Aladeen dazu nutzen, um der Welt seine Macht zu demonstrieren sowie für sein Atomprogramm zu werben. Doch bevor der Diktator in New York seine Rede halten kann, wird er entführt und durch einen debilen Ziegenhirten ersetzt.

 

KRITIK:

Sacha Baron Cohen ist ein Meister der Inszenierung. Um für seine Komödie BRÜNO zu werben, seilte er sich 2009 bei den MTV Movie Awards von der Bühnendecke ab und landete, als schwuler Modereporter verkleidet, mit seinem fast nackten Hinterteil im Gesicht von Rapper Eminem. Dieser rastete daraufhin aus, der Medienaufschrei war groß (erst einige Monate später kam heraus, dass alles abgesprochen war) - kurzum: perfekte PR.

Für DER DIKTATOR perfektionierte Cohen nun seine Werbemaschinerie. Als General Aladeen verkleidet bezog er in Videoclips Stellung zu aktuellen politischen Themen. Zudem kündigte Cohen an, die Oscar-Verleihung 2012 im Diktator-Kostüm zu besuchen, woraufhin die Academy ihn zunächst ausschloss. Als er nach einigen Scharmützeln doch als General Aladeen zur Oscar-Verleihung kommen durfte, brachte dieser 'die Asche seines kürzlich verstorbenen Freundes Kim Jong Il' mit und schüttete sie über einem Fernsehreporter aus. Weitere Aufmerksamkeit war garantiert und der Hype auf DER DIKTATOR damit ungebrochen.

Doch was ist nun? Wird Sacha Baron Cohen den hohen Erwartungen gerecht? Die Antwort lautet: teilweise. DER DIKTATOR ist ein absolut typischer Cohen. Feinsinniger Humor und unverblümt billige Gags wechseln sich auch in seinem neuen Werk munter ab. Amerikaner und politische Machenschaften werden in ihrer Skurrilität erneut entlarvt. Insofern werden echte Cohen-Fans an DER DIKTATOR garantiert ihren Spaß haben. Doch im Gegensatz zu BRÜNO und BORAT sind die einzelnen Zutaten dieses Mal nicht gut abgeschmeckt. Sie ergeben deshalb kein harmonisches Gesamtbild. So bleibt Cohen in seiner Politik-Kritik viel zu sehr an der Oberfläche. Zwar ist es interessant, wenn er dem Zuschauer nahelegt, dass alle Diktatoren eigentlich nur kleine, spielende Jungs seien, Demokratien aufgrund der immer weiter auseinandergehenden sozialen Schere Diktaturen immer ähnlicher würden, Demokratie nicht immer Demokratie bedeute und dass bei der 'Befreiung' eines Landes wie Afghanistan selten der Friedensaspekt, sondern vielmehr wirtschaftliche Interessen eine entscheidende Rolle spielen würden. Die schiere Masse an Anspielungen, Kritikpunkten und Veralberungen führt jedoch dazu, dass kaum ein Aspekt tiefergehend behandelt wird. Für den Zuschauer bleibt es bei blitzlichtartigen Gedankenanreizen. 

Zudem bewegt sich DER DIKTATOR humoristisch auf sehr niedrigem Niveau. Eine Darmentleerung spielt in der Geschichte eine entscheidende Rolle, ein abgehackter Kopf verkommt zum Running-Gag.  Auch die restlichen Witze sind nicht gerade geistreich. Vermutlich hat Cohen auf diese Mittel zurückgegriffen, damit sich auch Leute unter 20 DER DIKTATOR anschauen und dadurch 'unabsichtlich' damit beginnen, sich stärker mit Politik auseinanderzusetzen. Doch was bringt ein einzelner Kritikpunkt, wenn er in der Masse untergeht?


WERTUNG:

6/10

TRAILER:

Der Diktator

Donnerstag, 20. September 2012

Kritik zu: "Piranha 3DD/ Piranha 2 3D"


DVD-Start:

Verleih: 13.09.2012
Verkauf: 04.10.2012

EXTRAS:

Hinter den Kulissen, Audiokommentar der Filmemacher, The Story Behind the DD, The Hoffastic World of David Hasselhoff, geschnittene Szenen, Interviews mit Regisseur John Gulager und den Darstellern Danielle Panabaker, David Hasselhoff und Gary Busey, Kurzfilme "A Lesson with John McEnroe" und "Wet and Wild" mit David Koechner

REGIE:

John Gulager ("Feast")

CAST: 

Danielle Panabaker ("The Ward"), David Hasselhoff ("Baywatch"), Matt Bush ("Margaret"), Katrina Bowden ("American Pie: Das Klassentreffen"), David Koechner ("Snakes on a Plane"), Jean-Luc Bilodeau ("LOL - Laughin out loud"), Adrian Martinez ("Kick-Ass"), Christopher Lloyd ("Zurück in die Zukunft"), Sierra Fisk ("Ashes")

INHALT:

Ungefähr ein Jahr nach den Geschehnissen im Lake Victoria kommt es erneut zu einem beängstigenden Massaker durch Piranhas. Weil der Besitzer (David Koechner) des Big Wet Water Parks nur an seinen Profit denkt und deshalb beim Bau seines Vergnügungsareals einige Sicherheitslücken übersieht, ist es den blutrünstigen Monstern mit den scharfen Zähnen möglich stromaufwärts zu schwimmen und im Freizeitbad hungrig über die Besucher herzufallen.

Diese sind den urzeitlichen Monstern schutzlos ausgeliefert, weshalb Mensch um Mensch draufgeht. Die resolute Maddy (Danielle Panabaker) sowie ihre Freunde Kyle (Chris Zylka) und Barry (Matt Bush) wollen jedoch nicht tatenlos zusehen wie zahllossen Besuchern Arme, Beine, Köpfe und andere Körperteile weggefressen werden, weshalb sie sich dazu entschließen in die Offensive zu gehen und mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln dem blutigen Treiben ein Ende bereiten wollen.  

KRITIK:

Wenn du denkst es geht nicht mehr trashiger als in PIRANHA 3D, kommt einfach dessen zweiter Teil PIRANHA 3DD bzw. PIRANHA 2 daher. John Gulager als Nachfolger von Alexandre Aja auf dem Regie-Stuhl, wartet mit noch mehr Trash, barbusigen Mädels und fleischfressenden Piranhas auf - es gibt schlicht von allem mehr. Und das ist überaus amüsant anzusehen, da sich der Film zu keiner Sekunde selbst ernst nimmt. Körperteile gehen im Minutentakt verloren und das auf immer verschiedene Weisen, sodass man sich für manche Momente sogar in einem FINAL DESTINATION-Film wiederzufinden glaubt. Doch so viel Rafinesse bietet PIRANHA 3DD dann doch nicht. Denn mehr als eine blutige Party soll der Horrorkracher auch nicht sein. Dabei stört es nicht, dass der zweite Teil den ersten Teil storymäßig fast zu 100 Prozent kopiert.

Neben den diversen lustig anzusehenden Tötungsarten, gefallen (natürlich) auch die nackten Tatsachen. Die Damen sind wirklich hübsch und jung, einziges Manko: Die Nacktnixen sind alle Silikonträgerinnen. Nicht eine natürliche Titte ist zu sehen. Dabei waren mit Danielle Pannabaker und Meagan Tandy zwei Damen dabei, die nicht nur megascharf aussehen, sondern auch noch natürliche Schönheiten sind. Vor allem von letzteter hätte man gerne noch mehr gesehen, doch leider wird sie Bikini-tragend schon nach wenigen Minuten verheizt.

Wie bereits in PIRANHA 3D, gibt es auch in dessen Fortsetzung zahlreiche Gastauftritte. Neben Vingh Rames und Peter Lloyd, sind dieses Mal auch David Koechner sowie David Hasselhoff mit von der Partie. Letzterer glänzt zwar nicht unbedingt durch schauspielerisches Können, beweist aber eine Menge Selbstironie. Vor allem bezüglich seiner BAYWATCH-Zeit gelingen ihm einige gute Gags. Den allerbesten bekommt man allerdings nach dem offiziellen Abspann zu sehen. So lohnt es sich den Edeltrash PIRANHA 3DD bis zur allerletzten Sekunde anzusehen, selbst wenn einem die Horrorkomödie vorher womöglich nicht so gut gefallen hat.


WERTUNG:

6/10

TRAILER:

Piranha 3DD

Montag, 17. September 2012

Kritik zu: "Kriegerin"


DVD-Start:

Verleih: 10.09.2012
Verkauf: 09.10.2012

EXTRAS:

Making Of; Hinter den Kulissen; Interviews; Unterrichtsmaterial; Originaltrailer; Trailershow

REGIE:

David Wnendt

CAST: 

Alina Levshin ("Krankheit der Jugend"), Jella Haase ("Lollipop Monster"), Gerdy Zint, Lukas Steltner, Winnie Böwe, Uwe Preuss

INHALT:

Im Osten Deutschlands ist wenig los, erst recht in der Provinz. Die Mehrheit der Bevölkerung ist arbeitslos. Die wenigen offenen Stellen schnappen Ausländer zu Unrecht den Deutschen weg. Diese Meinung vertritt zumindest die rechtsextreme Marisa (Alina Levshin). Sie ist zwanzig Jahre alt und wächst in einer von Arbeitslosigkeit geprägten ostdeutschen Kleinstadt auf, in der Neonazis besonders stark vertreten sind. Auch Marisa ist Mitglied einer fremdenfeindlichen Vereinigung. Mit ihrem Freund Sandro (Gerdy Zint) und dessen Kumpels beleidigt sie Ausländer, ruft nazionalsozialistische Parolen, randaliert und besäuft sich regelmäßig.

Deshalb ist es auch kein Wunder, dass Marisa sich in ihrem Supermarkt-Job weigert Ausländern etwas zu verkaufen und sie dafür nicht bestraft wird. Die Einstellung der 20-Jährigen ändert sicht erst, nachdem sie den Asylbewerber Jamil (Najebullah Ahmadi) bei einem Autounfall anfährt. Sie lernt den Jungen infolgedessen näher kennen und stellt fest, dass der Ausländer nicht ihrem Feindbild entspricht. Doch das Befreien aus dem braunen Sumpf, ist für Marisa alles andere als einfach.

KRITIK:

Nach Meinung von Regisseur und Drehbuchautor David Wnendt hat jeder Mensch rechtsextreme Seiten in sich. Wie leicht diese zum Vorschein kommen kann, zeigt er in KRIEGERIN. Sein chronologisch erzähltes Drama ist ungemein fesselnd und beeindruckt mit seiner sehr detailliert ausgearbeiteten Geschichte. Diese zeichnet ein realistisches Bild des Rechtsextremismus' in der ostdeutschen Provinz. Diese genaue Zeichnung war dem Regisseur möglich, weil er mehrere Wochen durch Ostdeutschland reiste und dort einschlägige Gruppen, deren Lokale und Diskotheken besuchte. Außerdem traf Wnendt sich explizit mit rechtsextremen Frauen, um bei seiner Protagonistin nichts falsch zu machen und in keine Klischees zu verfallen.

Diese wird von Alina Levshin sehr glaubhaft verkörpert. Der Schauspielerin gelingt es ihre Figur erst hassenswert und dann liebenswert erscheinen zu lassen. Neben Levshin verblassen Kodarsteller wie Jella Haase, obwohl diese ebenfalls sehr authentisch spielen.

Durch die von Fremdenhass geprägten Morde der drei Neonazis Uwe Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt erhielt das Thema Ende 2011/Anfang 2012 pünktlich zum Kinostart von KRIEGERIN erschreckende Aktualität. Während viele Medien Neonazis meist als straff organisierte Einheit darstellen, machte Wnendt zuvor andere Erfahrungen und macht dies in seinem Drama deutlich. Er zeigt das rechtsradikale Milieu als verrohrte Horde, deren Mitglieder sich untereinander nicht ausstehen können.

KRIEGERIN ist ein großartiger Film, dessen Drehbuch sowie Hauptdarstellerin Alina Levshin erfreulicher Weise beim Deutschen Filmpreis 2012 mit einer Lola als bestes Skript bzw. beste Schauspielerin ausgezeichnet wurden. Noch schöner ist allerdings, dass KRIEGERIN trotz des niedrigen Budgets sowie der unbekannten Darsteller und des unbekannten Regisseurs in Deutschland über 100.000 Zuschauer in die Kinos locken konnte. Das Drama hat es mehr als verdient!


WERTUNG:

9/10

TRAILER:

Kriegerin

Sonntag, 16. September 2012

Kritik zu: "Battle of Empires - Fetih 1453"


DVD-Start:

Verleih: 10.09.2012
Verkauf: 09.10.2012

EXTRAS:

Kinotrailer; Trailershow

REGIE:

Faruk Aksoy ("Recep Ivedik 3")

CAST: 

Devrim Evin, Ibrahim Celikkol ("Karadaglar"), Dilek Serbest ("Tramvay"), Cengiz Coskun ("Nehir"), Erden Alkan ("Mordkommission Istanbul"), Recep Aktug ("Mavi Kelebekler")

INHALT:

Ende des 14. Jahrhunderts ist das Byzantinische Reich noch eine wahre Großmacht. Doch wie alle großen Imperien, findet auch dieses eines Tages sein Ende. Im Jahr 1453 ist es schließlich so weit. Der osmanische Sultan Fatih Mehmed II. (Devrim Evin) fällt mit seinem Heer in Konstantinopel ein und erobert die Stadt in windeseile. Die letzte Bastion des Byzantinischen Reichs ist somit gefallen. Von nun an geht es rasch bergab und das Reich der Osmanen entwickelt sich zur Großmacht. 

Dieser strategisch perfekte und äußerst brutale Feldzug wirkt unter dem Wissen, dass der Sultan zum Zeitpunkt der Eroberung nicht einmal 20 Jahre alt war und die Stürmung Konstantinopels bis ins kleineste Detail geplant hatte, noch beeindruckender. So legt er beispielsweise in weiser Vorraussicht ein schier unendlich großes Waffenlager an, um dem Gegner in jeder Situation gebührend gegenüber stehen zu können.

 

KRITIK:

BATTLE OF EMPIRES - FETIH 1453 ist mit 17 Millionen US-Dollar Produktionskosten der teuerste türkische Film aller Zeiten und zugleich der erfolgreichste in seiner Heimat. Während dort Filme wie AVATAR - AUFBRUCH NACH PANDORA und TITANIC circa 2,5 bzw. 2,8 Millionen Zuschauer für sich gewinnen konnten, lockte Faruk Aksoys Historienepos über 6,5 Millionen Besucher in die Kinos.

FETIH 1453 ist in jeder Szene sein hohes Budget anzusehen. Die Ausstattung ist äußerst hochwertig, die Kostüme sehr detailliert ausgearbeitet und anstatt computeranimierte Figuren, sind in den zahlreichen Massenszenen mehr als Eintausend echte Menschen zu sehen. 

In das Schreiben des Drehbuchs wurde jedoch offensichtlich nicht so viel Geld investiert. Das historische Ereignis ist zwar höchstinteressant, vor allem was die Planung der Feldzüge von Sultan Mehmed II. angeht. Allerdings fehlt es FETIH 1453 an einem gelungenen Spannungsbogen, sodass es immer wieder langatmige Minuten gibt, vor allem im ersten Drittel. Gut und gerne hätte man daher das über 150 Minuten lange Epos um eine halbe Stunde kürzen können, ohne, dass es negativ aufgefallen wäre. Man hätte dann eine durchgängig stringente, unterhaltsame und temporeiche Erzählung gehabt, die nie langweilig wird.

Eine weitere Enttäuschung ist die Besetzung des Titelhelden. Als Sultan Mehmed II. seine Feldzüge durchführte und das osmanische Reich begründete, war er noch nicht mal 20 Jahre alt. Für die Verkörperung seines Charakters wurde jedoch der 33-Jährige Devrim Evin ausgesucht. Nun ist es zwar durchaus üblich, dass in Filmen und Serien jüngere Figuren von (deutlich) älteren Darstellern gespielt werden. Doch im Falle von FETIH 1453 ist die Diskrepanz viel zu groß. Evin sieht nicht mal im Ansatz wie ein unter 20-Jähriger aus, was die Glaubwürdigkeit seiner Figur trotz seines tollen Spiels deutlich untergräbt.

Insgesamt ist FETIH 1453 trotzdem auf jeden Fall sehenswert, da die Ausstattung unglaublich hochwertig ist und das historische Ereignis viel zu bedeutsam und zumindest ordentlich erzählt, als dass man es an der Seite liegen lassen und verschmähen sollte.

WERTUNG:

6/10

TRAILER:

Battle of Empires - Fetih 1453

Samstag, 15. September 2012

Kritik zu: "21 Jump Street"


DVD-Start:

Verleih: 13.09.2012
Verkauf: 13.09.2012

EXTRAS:

Kommentar mit Regisseuren und Darstellern, Zurück auf die Schulbank, 4 Enfallene Szenen

REGIE:

Phil Lord ("Wolkig mit der Aussicht auf Fleischbällchen"), Chris Miller ("Clone High")

CAST: 

Jonah Hill ("Die Kunst zu gewinnen - Moneyball"), Channing Tatum ("Für immer Liebe", "Haywire"), Brie Larson ("Rampart"), Dave Franco ("Fright Night"), Rob Riggle, DeRay Davis ("So spielt das Leben"), Ice Cube ("Sind wir endlich fertig?")

INHALT:

Jenko (Channing Tatum) und Schmidt (Jonah Hill) kennen sich seit der High School und könnten unterschiedlicher kaum sein. Der eine sieht toll aus, ist charmant und beliebt bei den Frauen (Jenko). Der andere wiederum ist klein, dick, hat ein pickeliges Gesicht und keinen Erfolg bei Mädels (Schmidt). Dennoch haben die beiden ein und dasselbe berufliche Ziel: Sie möchten Polizist werden und Verbrechern in waghalsigen Gefechten das Handwerk legen. Doch so aufgregend und actiongeladen sich Jenko und Schmidt das Cop-Leben vorgestellt haben, so unspektakulär startet es, als sie nach einigen Hindernissen die Polizistenausbildung erfolgreich abschließen.

Anstatt sich mit Bankräubern eine Schießerei zu liefern, oder einen flüchtigen Mörder zu fassen, müssen die beiden als Undercover-Agenten an ihrer alten High School arbeiten. Der Grund dafür liegt in ihrem jugendlichen Aussehen. Jenkos und Schmidts Auftrag lautet die Drogendealer der Schule aufzuspüren, um so für ein besseres und vor allem gesünderes Leben der Kids zu sorgen. Schnell stellt das Duo fest, dass ihr Auftrag doch nicht so lahm ist, wie sie dachten. Denn sie finden heraus, dass die Drogen, die in an der High School vertickt werden, bald in der ganzen Stadt angeboten werden sollen.

Doch einfach wird es für Jenko und Schmidt nicht den oder die Verbrecher ausfindig zu machen. Denn wie soll man sich das vertrauen der Schüler erschleichen, wenn heute ganz andere Typen als cool gelten, als zur Schulzeit des Duos? Während früher sportlich muskulöse Jungs am beliebtesten in der High School waren, sind es heute Umweltfuzzis, die sich brav an Gesetze  halten.

 

KRITIK:

Nach ihrem Spielfilmdebüt WOLKIG MIT DER AUSSICHT AUF FLEISCHBÄLLCHEN wagt sich das Duo Phil Lord und Chris Miller mit ihrer zweiten Arbeit an die Kinoversion des Serienklassikers 21 JUMP STREET - TATORT KLASSENZIMMER, welche Johnny Depp zu ersten Ruhm verholfen hat und noch heute Kultstatus genießt.

Während die Serie recht ernst daher kommt, liegt der Fokus der 21 JUMP STREET-Regisseure eindeutig auf den humoristischen Situationen, die sich aus der skurilen Situation ergeben, dass zwei Anfang 30-Jährige Cops zwei Schüler unter 18 spielen sollen. Die gezeigten Szenen sind meistens sehr lustig und extrem derb, vor allem, wenn es um Penis-Witze geht, ohne die eine an Jugendliche und junge Erwachsene gerichtete Komödie heutzutage wohl kaum mehr auskommt.

Auch ansonsten hat die Kinovesion mit der Vorlage außer der Prämisse nur noch wenig gemein. So gibt es zahlreiche Modernisierungen, die durchweg Sinn machen. Beispiesweise sind nicht mehr die athletischen Sportler die angesagtesten Typen der Schule, sondern Umweltschützer. Auch die Methode Frauen erfolgreich flach zu legen hat sich geändert, geschweige von den Methoden bei Schultests zu schummeln.

Darüber hinaus bietet 21 JUMP STREET zahlreiche kreative Anspielungen auf seine Serien-Vorlage aus den 1980er-Jahren sowie aktuelle Trends (Beispiel: Apple), so dass auch die Leute der Komödie etwas abgewinnen können, die mit dem derben Humor des Kinoablegers nicht klar kommen.


WERTUNG:

7/10

TRAILER:

21 Jump Street

Freitag, 14. September 2012

Kritik zu: "Die vierte Macht"


DVD-Start:

Verleih: 13.09.2012
Verkauf: 13.09.2012

EXTRAS:

Making Of, 4 Pods, Interviews, B-Roll, Premierenclip, Audiokommentar mit Regisseur und Drehbuchautor Dennis Gansel, Unveröffentlichte Szenen, Alternatives Ende, Videotagebuch von Regisseur und Drehbuchautor Dennis Gansel

REGIE:

Dennis Gansel ("Die Welle")

CAST: 

Moritz Bleibtreu ("Das Experiment"), Max Riemelt ("Heiter bis wolkig"), Rade Serbedzija ("Batman Begins"), Kasia Smutniak ("La passione"), Mark Ivanir ("Der Ruf der Wale"), Cosima Shaw ("V wie Vendetta")

INHALT:

Als angesagter Klatsch-Journalist ist Paul Jensen (Moritz Bleibtreu) in Berlin ziemlich erfolgreich. Da ihm das mit der Zeit jedoch nicht mehr reicht, heuert er bei einer Moskauer Zeitschrift an, um deren Party & People-Seiten auf Vordermann zu bringen. Doch bereits nach wenigen Wochen wird sein Schicksal in andere Bahnen gelenkt. Auf einem großen Moskauer Platz wird er Zeuge eines Mordes an einem politischen Journalisten.

Aus Zuneigung gegenüber seiner Kollegin Katja (Kasia Smutniak), lässt sich Paul überreden ihren vom Chefredakteur abgelehnten Nachruf über den Verstorbenen Verfechter der Wahrheit auf seinen Party-Seiten mitabzudrucken. Außerdem begleitet er die attraktive Frau auf eine Demo gegen die russische Regierung, welche härtere Antiterror-Maßnahmen beschließen will. Als dann auch noch in einer U-Bahn-Station eine Bombe explodiert, bei der Pauls Freundin Katja getötet wird, gerät der Journalist in das Visier der russischen Regierung und wird wegen angeblicher Beihilfe zum Terrorismus festgenommen.

 

KRITIK:

DIE VIERTE MACHT wurde zum Kinostart Anfang März 2012 von Kritikern ziemlich verrissen. So schreibt die Tageszeitung DIE ZEIT beispielsweise von einem lahmen Verschwörungsthriller nach Fertigbauteilen. Doch ist der Thriller von Dennis Gansel tatsächlich so schlecht? Die ersten 30 Minuten scheinen dies zu bestätigen. Denn zunächst ist DIE VIERTE MACHT ziemlich langweilig und der Regisseur scheint nicht zu wissen was er eigentlich will, die Handlung zieht sich. Doch nach diesen Anfangsschwierigkeiten wendet sich das Blatt und der deutsche Politkrimi entwickelt sich zu einem spannenden Enthüllungsthriller mit guten Effekten, überraschenden Wendungen und gut aufgelegten Schauspielern. Zwar guckt Hauptdarsteller Moritz Bleibtreu wie gewohnt einfach nur dumm aus der Wäsche, aber dieses Mal passt sein eher ratloser Gesichtsausdruck vollkommen, sodass seine Figur glaubwürdig wirkt und dessen Handeln nachvollziehbar ist. Dies gilt ebenfalls für Kasia Smutniak, die Bleibtreus geheimnisvolle Freundin mimt. Einzig völlig unglaubwürdig ist Max Riemelt als russischer Fotograf mit unechtem Akzent.

Dramaturgisch kann vor allem der Mittelteil überzeugen, in dem die Spannung Schritt für Schritt zunimmt und durch die gelungene Kameraarbeit sowie die sehr effektvollen Soundeffekte gekonnt verstärkt wird. Inhaltlich passt es auch, obwohl sich DIE VIERTE MACHT etwas übernimmt. Denn der Film will nicht einfach nur ein solider Verschwörungsthriller sein, sondern auch die gesamte russische Justiz kritisch beleuchten, auf deren Machenschaften aufmerksam machen und den Wert investigativer Journalisten in den Vordergrund rücken. Dies alles gelingt dem Regisseur auch, jedoch nur in Ansätzen. Trotz einer Filmlänge von knapp 120 Minuten bleibt zu wenig Zeit, um sämtliche angesprochenen Themen angemessen zu behandeln, so dass es durchgehend nur bei einer oberflächlichen Betrachtung bleibt.

Das Einzige, das von der ersten bis zu letzen Minute durchgehend überzeugt, sind die Spezialeffekte. Bereits in einer der ersten Szenen sieht der Zuschauer auf sehr realistische Weise ein Hochaus einstürzen. Auch die darauffolgenden visuellen Effekte, die jedoch nicht ununterbrochen, sondern gezielt eingesetzt werden, wie die Explosion in einer U-Bahn-Station, sehen echt aus.

Vielleicht hätte man sich bei der Anzahl der behandelten Themen ebenfalls ein wenig zurückhalten sollen. So wäre aus DIE VIERTE MACHT anstatt eines durchschnittlichen Polithrillers, eventuell ein hochklassiger Krimi geworden.


WERTUNG:

7/10

TRAILER:

Die vierte Macht

Donnerstag, 13. September 2012

Kritik zu: "Yoko"


DVD-Start:

Verleih: 13.09.2012
Verkauf: 13.09.2012

EXTRAS:

Original Kinotrailer, Interviews, Hinter den Kulissen, Musikclip, Premierenclip, Wer ist Yoko?, Yoko & Co

REGIE:

Franziska Buch ("Emil und die Detektive")

CAST: 

Jessica Schwarz ("Heiter bis wolkig"), Tobias Moretti ("Kommissar Rex"), Justus von Dohnányi ("Männerherzen", "Das Experiment"), Friedrich Heine ("In aller Freundschaft"), Jamie Bick ("Unter Frauen"), Lilly Reulein ("Dahoam is dahoam")

INHALT:

Als Pia (Jamie Bick) eines Tages ihr Baumhaus betritt, fällt sie vor lauter Schreck fast um. Denn mitten in ihrem kleinen Nest steht ein zotteliges weißes Schneewesen, welches nichts anderes als das Wort "Jo" von sich geben kann und zu tanzen anfängt, sobald Musik läuft. Wie sich schnell herausstellt, handelt es sich bei dem merkwürdigen Wesen um einen Yeti aus dem Himalayagebirge namens Yoko, der sich auf der Flucht vor einem Tierjäger (Tobias Moretti) und einem sensationslüsternen Zoo-Direktor (Justus von Dohnányi) befindet. 

Gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrem besten Freund, versucht Pia dem fremden Wesen zu helfen und vor seinen Verfolgern zu schützen. Das ist allerdings nicht sonderlich leicht, vor allem, weil Yoko immer eine kühle Körpertemperatur haben muss, um nicht zu sterben. Dies führt zu allerhand witzigen Situationen, beispielsweise, wenn von den Kindern versucht wird den Yeti vor Pias Mutter (Jessica Schwarz) zu verstecken.

 

KRITIK:

Franziska Buchs Kinderfilm YOKO basiert auf den gleichnamigen Büchern von Knister (bürgerlich Ludger Jochmann). Im Zentrum der Adaption steht ein Mädchen, welches sich mit einem plötzlich auftauchenden Yeti anfreundet und dabei noch etwas über Tierschutz lernt.

Die Geschichte ist sehr dicht erzählt, Humor und Spannung wechseln sich gelungen ab. Jedoch wirkt YOKO nie zu bedrohlich, sodass auch besonders junge Zuschauer sich den Kinderfilm ohne Probleme ansehen können. Zudem ist die im wahrsten Sinne des Wortes fabelhafte Hauptfigur äußerst liebevoll ausgearbeitet worden und wächst einem sofort ans Herz. Yoko hat einen friedliebenden sympathischen Gesichtsausdruck und sein Fell sowie die generelle äußere Gestalt erinnern immer wieder an Fuchur aus Wolfgang Petersens Adaption des Kinderbuchklassikers DIE UNENDLICHE GESCHICHTE. Positiv hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auch, dass Yoko nicht computeranimiert wurde, sondern ein sogennanter Animatronic ist, was eine Mischung aus liebevoll gestalteter Puppe und ferngesteuertem Roboter bedeutet.

Genau wie die Hauptfigur, ist auch der Rest des Kinderfilms komplett auf ein ganz junges Publikum zugeschnitten. Dies wird insbesondere in der Dramaturgie der Geschichte deutlich. Zwar gibt es immer wieder Probleme und Streitigkeiten, doch auf jeden Konflikt folgt innerhalb kürzester Zeit die Auflösung und beinahe jeder Versuch der Bösewichte den Yeti einzufangen scheitert auf klägliche und für den Zuschauer unterhaltsame slapstickartige Weise. Verbrecher wie van Sneider sind wie in anderen Kinderfilmen auch, beispielsweise FÜNF FREUNDE, stark überzeichnet. Dem passt sich auch das Spiel von Tobias Moretti und Justus von Dohnányi an, welches von übertriebenen Grimassen, besonders lautem Sprechen und ähnlichen Dingen geprägt ist und somit stark an der Grenze zum Overacting kratzt. Neben deren aufblühendem Spiel verblassen die meisten anderen erwachsenen Schauspieler, allen voran Jessica Schwarz, die leider kaum Interpretationsfreiraum in ihrer Rolle als brave und treusorgende Mutter hat.

Alles in allem ist YOKO ein süßer Kinderfilm, der sehr stark auf die ganz Kleinen ausgerichtet ist und liebevoll gestaltet wurde. Auch die erwachsenen Zuschauer können sich amüsieren, da Buchs Komödie allerhand Referenzen an Filme wie DINNER FOR ONE. Ob es allerdings einen zweiten Teil von YOKO geben wird, steht noch nicht fest. Angesichts von knapp 600.000 Kino-Besuchern in Deutschland, ist dies jedoch durchaus vorstellbar.

WERTUNG:

7/10

TRAILER:

Yoko

Mittwoch, 12. September 2012

Kritik zu: "Lockout"


DVD-Start:

Verleih: 05.09.2012
Verkauf: 05.10.2012

EXTRAS:

Nicht verwendete Szenen; Interviews mit Cast & Crew; Trailer; TV-Spots

REGIE:

James Mather, Stephen St. Leger

CAST: 

Joseph Gilgun ("Harry Brown"), Maggie Grace ("96 Hours"), Guy Pearce ("L.A. Confidential", "Memento"), Vincent Regan ("Snow White and the Huntsman"), Peter Stormare ("The Big Lebowski"), Tim Plester ("Kick-Ass")

INHALT:

CIA-Agent Snow (Guy Pearce) soll einen Kollegen brutal ermordet haben und dafür 30 Jahre im Gefängnis schmoren, auch wenn er immer wieder beteuert unschuldig zu sein. Die einzige Möglichkeit die Zeit hinter schwedischen Gardinen zu vermeiden ergibt sich, als bei einer Revolte in einem um die Erde kreisenden High-Tech Gefängnis 500 Schwerverbrecher die Macht an sich reißen. Snow soll dorthin reisen, um die Tochter (Maggie Grace) des US-Präsidenten aus den Fängen der Bösewichte zu befreien. Diese verweilt dort, um angeblichen Misshandlungen an den Gefangenen auf den Grund zu gehen. Als Snow schließlich die junge Frau findet, geht der Schlamassel allerdings erst richtig los. Denn wie sollen die beiden überhaupt zurück zu Erde gelangen, erst recht, wenn die Präsidententochter partout nicht ohne die anderen Gefangenen von dannen ziehen will?

KRITIK:

LOCKOUT ist ein sehr direkter und stylischer Action-Thriller. James Mather und Stephen St. Leger labern nicht lange herum, sondern kommen sehr schnell zur Sache - zur Befreiung der Geisel. Obwohl das Ergebnis der Mission absolut vorhersehbar ist, wird der Zuschauer durchgehend gut unterhalten. Die Spannung bleibt durch sehenswert choreografierte Action-Szenen stetig oben. Zudem sorgen die effektvolle Musik sowie die eindrucksvolle dichte Atmosphäre für ein angespanntes Gefühl beim Zuschauer. Schauspielerisch gibt es für Darsteller kaum etwas zu tun, sie können sich kaum positiv bemerkbar machen, stechen dafür aber auch nicht negativ hervor. Positiv ist, dass Pearce und Maggie Grace ein harmonisch Gespann abgeben, dass sich gekonnt die Bälle hin und her wirft.

Schade ist allerdings, dass LOCKOUT nicht mehr aus seinem inhaltlichen Potential macht. Die Fragen, was mit Menschen unter bestimmten Umständen im All passiert und wozu Regierungen bereit sind, um ihre Ziele durchzusetzen, werden zu oberflächlich behandelt. So ist LOCKOUT leider nur ein durchschnittlicher Action-Thriller ohne tiefergehenden Sinn.


WERTUNG:

6/10

TRAILER:

Lockout

Montag, 10. September 2012

Kritik zu: "Glück"


DVD-Start:

Verleih: 06.09.2012
Verkauf: 06.09.2012

EXTRAS:

Making Of; Deleted Scenes; Musikvideo; Blick hinter die Kulissen; Interviews

REGIE:

Doris Dörrie ("Nackt")

CAST: 

Alba Rohrwacher ("Die Einsamkeit der Primzahlen"), Andrea Sawatzki ("Das Experiment"), Vinzenz Kiefer ("Küstenwache"), Maren Kroymann ("Mein Leben & ich"), Petra Kleinert ("Mord mit Aussicht"), Matthias Brandt ("Ruhm")

INHALT:

Als Kriegsflüchtling hofft Irina (Alba Rohrwacher) in Berlin das große Glück zu finden. Doch bereits nach kurzer Zeit ist der Enthusiasmus über eine vermeintlich goldene Zukunft verflogen. Denn Irina findet aufgrund fehlender Papiere keinen Job und verdingt sich deshalb als Prosituierte. Keine schöne Sache, erst recht, wenn mann immer wieder Männer als Kunden hat, die an Ekelhaftigkeit kaum zu überbieten sind.

Eines Tages lernt Irina in der Nähe der Wohnung, in denen sie mit ihren Freiern Sex hat, den Punk Kalle (Vinzenz Kiefer) kennen. Schnell freunden sich beide an, denn das Duo verbindet die Traugikeit hinsichtlich ihrer trostlosen Situation. Zusammen sind sie jedoch nicht mehr allein und können sich gegenseitig Halt geben. Mit der Zeit entwickelt sich sogar eine Liebesbeziehung, doch schon bald stellt sich heraus, dass das Glück der beiden nicht von langer Dauer sein soll.

 

KRITIK:

GLÜCK ist die Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte des Schriftstellers und Anwalts Ferdinand von Schirach. Während die Vorlage den Schwerpunkt auf den Kriminalfall legt, konzentriert sich Doris Dörrie auf die Liebesgeschichte. Gemein ist beiden Werken jedoch das Weglassen von bestimmten Erklärungen, denn sowohl die Regisseurin als auch der Autor meint, dass, wie auch immer man GLÜCK interpretiere, die Fantasie des Zuschauer/Lesers für das Funktionieren der Geschichte eine zentrale Rolle spiele. 

Auf den Film gemünzt bedeutet dies unter anderem, dass das Publikum nur in gröbsten Zügen erfährt, was Irina und Kalle in der Vergangenheit widerfahren ist. Dennoch glaubt man das Verhalten der beiden stets nachvollziehen zu können. Der Zuschauer verurteilt sie nicht für ihr phasenweise merkwürdiges Verhalten. Dies liegt neben der stimmigen Erzählung und der melancholischen Musik, vor allem am Spiel von Alba Rohrwacher und Vinzenz Kiefer. Ihnen gelingt es ihre Charaktere in einem Moment unnahnbar scheinen zu lassen, im nächsten glaubt man wiederum den beiden Figuren tief in die Seele schauen zu können.

GLÜCK ist deshalb ein berührender Beziehungsfilm, den man sich keineswegs entgehen lassen solte.


WERTUNG:

6/10

TRAILER:

Glück

Donnerstag, 6. September 2012

Kritik zu: "Die Liebenden - Von der Last, glücklich zu sein"


DVD-Start:

Verleih: 05.09.2012
Verkauf: 07.09.2012

EXTRAS:

Entfallene Szenen

REGIE:

Christophe Honoré ("Chanson der Liebe")

CAST: 

Chiara Mastroianni ("Huhn mit Pflaumen"), Catherine Deneuve ("Das Schmuckstück"), Ludivine Sagnier ("Swimming Pool"), Louis Garrel ("Die Träumer"), Milos Forman ("Der Mondmann"), Paul Schneider ("Lars und die Frauen")

INHALT:

Ohne Moos nichts los. Das weiß auch die Pariser Schuhverkäuferin Madeleine (Ludivine Sagnier). Die junge Frau würde sich gerne ein paar sündhafte teure Treter kaufen, kann sich die Anschaffung aufgrund ihres niedrigen Gehalts jedoch nicht leisten. Um dennoch nicht auf die eleganten hochhackigen Schuhe verzichten zu müssen, lässt sie nach Ladenschluss ein Paar mitgehen. Als Madeleine damit die Straße auf und ab stolziert, wird sie für eine Prostituierte gehalten. Spontan lässt sie sich auf das Abenteuer ein und verdingt sich fortan als Prostituierte.

Einer von Madeleines Kunden ist der tschechische Arzt Jaromil (Radivoje Bukvic). Zwischen den beiden entwickelt sich mit der Zeit eine Liebesbeziehung und endet schließlich gar mit einer Heirat in Prag. Doch in Jaromils Heimat geht die Ehe schon nach kurzer Zeit den Bach herunter, Madeleine lässt sich scheiden und kehrt wieder nach Paris zurück. Doch das Schicksal lässt das einstige Paar noch ein letztes Mal einander über den Weg laufen.

 

KRITIK:

Französische Filme sind erzählerisch immer wieder für Überraschungen gut. Sowohl in positiver Hinsicht (DIE FABELHAFTE WELT DER AMELIE), als auch in negativer, wie DIE LIEBENDEN - VON DER LAST, GLÜCKLICH ZU SEIN beweist. Das Musical-Drama von Christophe Honoré enttäuscht, obwohl es alle Zutaten für einen unterhaltsamen Film hat: Eine interessante, tendenziell epische Geschichte, gute Musik und einen ganzen Haufen ebenso versierter wie prominenter Schauspieler in Form von Chiara Mastroianni, Catherine Deneuve, Ludivine Sagnier und Milos Forman.

Doch leider wurden die verschiedenen Elemente vom Regisseur mehr schlecht als recht gemischt. Vor allem auf erzählerischer Ebene enttäuscht DIE LIEBENDEN. Es reiht sich Dialog an Dialog, ohne das jeder von ihnen nötig gewesen wäre. Außerdem werden gelungene Passagen wie das Stibitzen der Schuhe, immer wieder von nervigen Gesangseinlagen unterbrochen, so dass keinerlei Erzählfluss entsteht und unausweichlich Langeweile einsetzt.

Dass die Charaktere den Zuschauer zu keiner Zeit berühren, liegt einerseits an der nicht vorhandenen Weiterentwickung der Figuren, andererseits am lustlosen Spiel der prominenten Besetzungsriege. Einzig Sagnier vermag mit ihrer natürlich-verträumten Ausstrahlung einigermaßen zu überzeugen.

Insgesamt hätte es dem Musical-Drama also gut getan die Gesangsnummern und einige Dialoge zu streichen. Dann wäre nicht nur die Handlung flüssiger gewesen, sondern auch die Schauspieler motivierter, da sie nicht einen Haufen belangloser Dialoge hätten aufsagen müssen.

WERTUNG:

3/10

TRAILER:

Die Liebenden - Von der Last, glücklich zu sein

Mittwoch, 5. September 2012

Kritik zu: "Juan of the Dead"


DVD-Start:

Verleih: 03.09.2012
Verkauf: 25.09.2012

EXTRAS:

Interviews; Behind the Scenes; Trailershow; Kinotrailer

REGIE:

Alejandro Brugues ("Personal Belongings")

CAST: 

Blanca Rosa Blanco ("Havanna Station"), Jorge Molina, Elsa Camp ("Habana Eva"), Alexis Diaz de Villegas ("Tres veces dos"), Antonio Dechent ("La voz dormida"), Andrea Duro ("Promoción fantasma"), Luis Alberto Garcia ("Havanna Station")

INHALT:

Der 40-Jährige Juan (Alexis Diaz de Villegas) und sein Kumpel Lázaro (Jorge Molina) sind zwei ziemlich faule Zeitgenossen. Am Liebsten verbringen die beiden ihre Freizeit damit nichts zu tun. Abgesehen von Juans Tochter Camila (Andrea Duro) ist dem Duo so ziemlich alles egal. Diese kannn jedoch mit der ständigen Faulenzerei ihres Vaters überhaupt nichts anfangen.

Dessen genügsamer Lebensstil gerät in Gefahr, als Kuba von Zombies überrant wird. Jeder, der von ihnen gebissen wird, mutiert selbst zum brutalen Monster. Die Regierung unternimmt nichts gegen die Plage, sondern verteufelt die Zombies lediglich als amerikanische Dissidenten. Juan und Co. wird allerdings schnell klar, dass dies nicht der Fall sein kann und schnellstens etwas gegen die Menschen tötenden Wesen getan werden muss. Da sie per Zufall entdecken wie man Zombies tötet, verbinden sie fortan das Angenehme mit dem Nützlichen: Sie engagieren sich als professionelle Zombie-Jäger und versuchen so eine Menge Geld  zu scheffeln, die ihnen ein noch angenehmeres Leben ermöglicht.


KRITIK:

Zombie-Filme gibt es viele, jedoch kommen sie nur selten aus Kuba. Das ist jedoch nicht die einzige Eigenschaft, die Alejandro Brugues' JUAN OF THE DEAD von anderen Horrorwerken abhebt. Der Regisseur verzichtet in seiner Inszenierung größtenteils auf Klischees und setzt stattdessen auf sein sympathisches Hauptdarsteller-Duo Alexis Diaz de Villegas und Jorge Molina. Die beiden überzeugen durch ihr natürliches Spiel, welches ihre Charaktere trotz so manch merkwürdigem Verhalten nie wie Witzfiguren aussehen lässt. Natürlich gibt es für den Zuschauer dennoch in allerhand grotesken Situationen immer wieder viel zu lachen, beispielsweise, als das Duo auf zombiefizierte Sado Maso-Huren und ihre Freier trifft. Humorvolle Szenen wie diese, wechseln sich durchgängig gekonnt mit spannenden Momenten ab, so dass in JUAN OF THE DEAD nie Langeweile aufkommt.

Dass Brugues schon immer davon träumte einen Zombie-Film zu drehen, ist dem Werk deutlich anzumerken. So sind von den Protagonisten bishin zu kleinsten Nebenfiguren sämtliche Charaktere liebevoll gezeichnet und strahlen einen gewissen Charme aus, der den Zuschauer schnell in seinen Bann zieht. Da ist es auch zu verzeihen, dass JUAN OF THE DEAD das gewisse Etwas fehlt. Denn sympathisch und unterhaltsam ist die Zombie-Komödie trotzdem.


WERTUNG:

6/10

TRAILER:

Juan of the Dead

Dienstag, 4. September 2012

Kritik zu: "Project X"


DVD-Start:

Verleih: 07.09.2012
Verkauf: 07.09.2012

EXTRAS:

Das Pasadena-Trio

REGIE:

Nima Nourizadeh

CAST: 

Thomas Mann ("Beautiful Creatures"), Oliver Cooper, Jonathan Daniel Brown, Dax Flame ("21 Jump Street"), Kirby Bliss Blanton ("Ball Don't Lie"), Brady Hender ("Infamous")

INHALT:

Thomas (Thomas Mann) ist ne armseliger Lusche, ein totaler Langweiler und absoluter Looser. Das soll sich jedoch an seinem 17. Geburtstag ändern. Dies meinen zumindest seine beiden Freunde Costa (Oliver Cooper) und JB (Jonathan Daniel Brown) und kündigen deshalb dessen Geburtstagsfete samt Adresse groß im Internet an und bitten den Filmstudenten Dax (Dax Flame) alles auf Video zu dokumentieren. Die beiden haben dabei jedoch nicht nur Thomas' Wohlergehen im Sinn, sondern hoffen selbst endlich von ihren Mitschülern als cool wahrgenommen zu werden.

Die Nachricht von der Party verbreitet sich in Windeseile und nachdem Alkohol sowie Drogen besorgt sind, kann es auch schon losgehen. Schnell finden sich über 1000 Leute in Feierlaune ein und machen das Grundstück von Thomas' Eltern zu einer einzigen Partyzone. Alles scheint trotz der riesigen Menschenmassen gut zu gehen, bis ein verärgerter Drogendealer auftaucht und infolgedessen die Feier eskaliert.

KRITIK:

Wer wissen will was passieren kann, wenn man seine Geburtstagsparty samt Adresse im Internet auf sozialen Netzwerken wie Facebook einer besonders breiten Öffentlichkeit ankündigt, der sollte sich PROJECT X ansehen. Denn der von Nima Nourizadeh inszenierte Partyfilm ist im Grunde nichts anderes, als eine fiktive Pseudo-Dokumentation über ein solches Ereignis.

Der Geschichte lässt sich dementsprechend in wenigen Worten zusammenfassen: Junge schmeißt Geburtstagsparty, Feier eskaliert. Dramaturgische Finessen dürfen nicht erwartet werden. Stattdessen heißt es nach den ersten Minuten, in denen die wichtigsten Charaktere eingeführt werden, nur noch: Party, Party, Party! Und das solange, bis die Polizei die Sause beendet.

Eine Weile ist es durchaus unterhaltsam sich die Mischung aus nackten jungen Frauen, wildem Gesaufe und Gekotze, Grölerei und lauter Musik in wahllos aneinandergereihten Sequenzen in Wackelkamera-Optik anzuschauen. Doch nach spätestens 20 Minuten ist Schluss, da einem das Gezeigte aufgrund seiner ständigen Wiederholung nur noch auf die Nerven geht.

Statt ununterbrochen gröhlende Teenies beim Ficken, Saufen, Drogen konsumieren und Feiern zu zeigen, wäre es besser gewesen die Partyszenerie kritischer zu beleuchten. Ist es es wirklich sinnvoll seine Partys auf Facebook zu posten? Was muss man tun, um cool zu sein? Denken alle jungen Menschen ausschließlich an Alkohol und Sex? Durch das Bearbeiten dieser Fragestellungen hätte PROJECT X wesentlich mehr Substanz haben können, ohne autmatisch an Partyfaktor einbüßen zu müssen. Da Nourizadeh das jedoch kein Stück zu interessieren scheint, ist der Partyfilm nichts anderes als eine nervige Komödie, bei der der Zuschauer schon nach kurzer Zeit einen Kater zu haben glaubt.

WERTUNG:

2/10

TRAILER:

Project X

Montag, 3. September 2012

Kritik zu: "Spieglein Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen"


DVD-Start:

Verleih: 04.09.2012
Verkauf: 04.10.2012

EXTRAS:

Alternativer Anfang; Ein Blick durch den Spiegel; Geschnittene Szenen; Ich glaube, ich kann tanzen; Prinz und Hündchen; Spieglein Spieglein - Märchenbuch; Trailer; Wendecover

REGIE:

Tarsem Singh ("The Fall")

CAST: 

Julia Roberts ("Larry Crowne"), Lily Collins ("Priest (3D)"), Armie Hammer ("J. Edgar"), Sean Bean ("Soldiers of Fortune"), Nathan Lane ("The Producers"), Mare Winningham ("Swing Vote")

INHALT:


Schneewittchens (Lily Collins) Stiefmutter (Julia Roberts) ist eine böse, böse Frau und bei ihren Untertanen alles andere als beliebt. Diese traktiert sie immer wieder mit unnötig brutalen Bestrafungen, wenn sie mal wieder die Steuern nicht zahlen können. Diese erhöht die Königin andauernd, um mit den daraus reslutierenden Einnahmen ihre ausschweifenden Partys zu finanzieren.

Doch mittlerweile ist bei den Armen nichts mehr zu holen und die Kassen des Königreichs sind dementsprechend leer. Deswegen freut sich Schneewittchens Stiefmutter, als ein reicher Ritter (Armie Hammer) ihren Palast aufsucht. Neben finanziellen Problemen, beschäftigt die Königin jedoch noch eine ganz andere Sache: Ihr magischer Spiegel hat ihr gesagt, dass nicht mehr sie die schönste Frau des Landes sei, sondern Stieftochter Schneewittchen. Das will die eitle Herrscherin natürlich nicht auf sich sitzen lassen und befiehlt deshalb das junge Mädchen zu töten.


KRITIK:

Tarsem Singhs SPIEGLEIN SPIEGLEIN - DIE WIRKLICH WAHRE GESCHICHTE VON SCHNEEWITTCHEN hat genau wie der magische Spiegel im Film zwei Seiten. Auf der einen steht die unglaublich schlechte Charakterzeichnung, auf der anderen die visuell beeindruckende Inszenierung, die bereits bei THE CELL, THE FALL und KRIEG DER GÖTTER 3D über dramaturgische Schwächen hinweggeholfen hat. Das ist in Singhs freier Adaption des grimmschen Märchens SCHNEEWITTCHEN nicht anders.

So strotzt insbesondere der Palast der Königin vor kreativen Einfällen. Auch die Stadt ihrer Untertanten sowie die Kostüme sind sehr liebevoll gestaltet. Der Regisseur nimmt dabei eine gelungene optische Trennung zwischen Arm und Reich vor. Letztere Lebenswelt kennzeichnet bunte und kräftige Farben. Die Umgebung der Armen stellt er hingegen in düsteren, matten Farben dar.

Während Singh sich also detailliert mit dem visuellen Aspekt von SPIEGLEIN SPIEGLEIN auseinandergesetzt hat, scheint sich der Regisseur bei der Konzeption der Charaktere hingegen nicht so viel Mühe gegeben zu haben. Die Figuren werden nur oberflächlich gezeichnet und sind viel zu albern geraten. Vor allem der von Armie Hammer verkörperte Prinz und der von Nathan Lane gespielte Adjutant der Königin fallen negativ auf. Gelungen ist hingegen die Besetzung Julia Roberts' als wütende Herrscherin. Sie schafft es, dass ihre Figur trotz unzureichender Tiefe glaubwürdig wirkt. Auch für das Schneewittchen wurde mit Lily Collins eine gute Besetzung gefunden, die schon aufgrund ihres unschuldigen Looks zu überzeugen weiß.

Neben der Spannung kommt in SPIEGLEIN SPIEGLEIN - DIE WIRKLICH WAHRE GESCHICHTE VON SCHNEEWITTCHEN auch der Humor nicht zu kurz. Dieser ist wie mancher Charakter aber albern und platt, so dass Singhs Märchenadaption lediglich als durchschnittlich zu bezeichnen ist.


WERTUNG:

6/10

TRAILER:

Spieglein Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen